Grooming-Phasen
Wörtlich übersetzt bedeutet "grooming" vorbereiten. In Hinblick auf das Themengebiet sexuelle Gewalt - insbesondere im Handlungsfeld "digitale Medien" - wird der Begriff als Bezeichung für die Planung und Vorbereitung der Gewaltausübung verwendet. Dabei werden folgende Phasen unterschieden:
- Vertrauen gewinnen
- Bevorzugung des Kindes
- Isolierung des Kindes
- Geheimhaltung bewirken
- schrittweise Grenzüberschreitung
Täter-Strategien
Die Täter (sehr selten gibt es auch Täterinnen) wenden folgende Strategien an:
- in den sozialen Medien emotional bedürftige Kinder und Jugendliche suchen
- eine emotionale Bindung aufbauen durch: zuhören, ernst nehmen, auf die Interessen eingehen
- bei Treffen in der realen Welt mit dem Opfer attraktive, außergewöhnliche Dinge unternehmen
- die Beziehung wird als "unser Geheimnis" etabliert, das Opfer zur Verschwiegenheit verpflichtet
- über Sexualität sprechen, Vermitteln falscher Normen, Desensibilisierung für sexuelle Handlungen, mit dem Opfer Pornos ansehen, ...
- scheinbar unbeabsichtigte Berührungen (am Po, an den Genitalien, ...)
- intensive sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen
- systematische Isolierung des Opfers von den Peers, der Familie, ...
- Verstärkung der emotionalen Abhängigkeit; Schwächung / Entwertung anderer Beziehungen; Drohungen
- Bezugspersonen des Opfers verwirren, täuschen, manipulieren
- mögliche Hilfen durch Dritte verhindern, ausschalten
Loverboy-Methode
Eine spezielle Form des Cybergroomings stellt die Methode dar, Mädchen und jungen Frauen durch sogenannte Loverboys eine Liebesbeziehung vorzutäuschen, die Opfer emotional abhängig zu machen und dann in der Prostitution sexuell auszubeuten. Die Kontaktanbahnung geschieht meist übers Internet, bevorzugt in den "sozialen Medien". Der Verein Terre des Femmes hat einen Flyer entwickelt mit dem potentielle Opfer informiert bzw. gewarnt werden können. Dieser ist auch für den Einsatz in der Schule geeignet und kann beim Verein gegen einen geringen Unkostenbeitrag bestellt werden.
siehe auch unter:
Literatur
- Bullens, Ruud (1995) Der Grooming-Prozess - oder das Planen des Missbrauchs. in: Marquard-Mau, Brunhilde (Hg.): Schulische Prävention gegen sexuelle Kindesmisshandlung. München: Juventa, S. 55 ff.
- Heiliger, Anita (2000) Täterstrategien und Prävention. Sexueller Missbrauch an Mädchen innerhalb familialer und familienähnlichen Strukturen. München: Frauenoffensive
- Heiliger, Anita (2002) Täterstrategien und Prävention. in: Bange, Dirk u. Körner, Wilhelm (Hg.): Handwörterbuch Sexueller Missbrauch. Göttingen: Hogrefe
Hier können Sie zwei Videos zum Thema Grooming sehen:
Informationen für Eltern
Informationen für Kinder und Jugendliche