Im familiären und schulischen Alltag besitzt das Thema Sexualität – vor allem mit der Vorpubertät – starke Präsenz. Natürlicherweise weckt es das Interesse von Heranwachsenden und Erwachsenen und sollte mit Offenheit und dem nötigen Respekt behandelt werden. Sexualität und Sexuelle Gewalt sollten kein Tabuthema darstellen, weil gerade nicht aufgeklärte Kinder leichter zu Opfern werden. Eltern und Lehrkräfte sollten gut miteinander ins Gespräch kommen über Wertvorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse. Bei entsprechenden Elternabenden kann sinnvolle Präventionsarbeit geleistet werden. Präventionsarbeit bedeutet immer, dass durchführende Pädagogen geschult werden und thematisch geführte Elternabende stattfinden, bevor die Maßnahme mit den Kindern durchgeführt wird (z. B. Unterrichtseinheit, Film, Theater).
Sexuelle Inhalte werden für Kinder und Jugendliche immer leichter zugänglich, die „naive“ oder unbeaufsichtigte Nutzung neuer Medien macht eine frühzeitige und häufige Konfrontation mit entsprechenden Inhalten immer wahrscheinlicher. Siehe dazu auch die Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 15.10.09 (Az.: III.4-5 S 1356-5.625) "Medienbildung, Medienerziehung und informationschtechnische Bildung in der Schule": z.B. unter "(...) 1.3.2 Für den medienerzieherischen Unterricht bieten sich beispielsweise an: Verarbeiten von Medienerlebnissen (...) / Beschreiben und Erklären der Unterschiede zwischen der persönlichen und der durch Medien vermittelten Erfahrungen von Wirklichkeit / (...) / Untersuchen von Mitteln und Zielen in Medienbotschaften mit offenen oder versteckten Zweckbestimmungen / Reflektieren der Zusammenhänge von Medien und Formen von Gewalt (...)" (siehe auch auf diesem Portal unter "Digitale Medien" und "Materialien/Projekte; Digitale Medien" die Hinweise zur "Beratung digitale Bildung in Bayern" = BdB). Link zur KMBek
Der angeleiteten Auseinandersetzung mit sexuellen Themen kommt eine immer größere Bedeutung zu. Generell besteht daher die Notwendigkeit, sexuelle Inhalte „einzubetten“ in einen größeren Rahmen und Kindern durch die Vermittlung von Moralvorstellungen und Verhaltenskodexen Orientierung und Halt zu vermitteln.
Bei sexuell auffälligem Verhalten darf nicht weggeschaut werden, hier sollte gezielt hinterfragt und überprüft werden, welche Bedeutung diesem zukommt. Grenzverletzungen sollten erkannt und sichtbar gemacht werden. Die gezielte Thematisierung im Klassenverband kann ein wichtiges Mittel der Enttabuisierung und der Konfrontation sein. Wirksame Konfrontation darf/sollte in einer Atmosphäre der Freundlichkeit und Wertschätzung geschehen und benötigt keine Strenge.
Beispiel:
So kann einem Jungen, der wiederholt Mädchen schubst und dabei an die Brust fasst, verdeutlicht werden, dass dies äußert schmerzhaft ist (weit schmerzhafter als dies ein Junge empfinden würde) und das Schamgefühl der Betroffenen verletzt. Bei der Aufarbeitung (im Klassenverband) kann aber auch gezielt darauf eingegangen werden, dass Jungen und Mädchen ein natürliches Interesse an den körperlichen Veränderungen des anderen Geschlechts haben (dürfen). In der Folge kann der Austausch hierüber gefördert werden.
Über das bisher Gesagte hinaus gilt: Vorsicht mit möglichen Instrumentalisierungen des Themas. So sollte bei Kindern und Jugendlichen keine Übersensibilität für das Thema sexuelle Gewalt entstehen oder dem Thema Sexualität eine übergroße Bedeutung eingeräumt werden. Der thematische Bezug zum Lehrplan oder zu aktuellen Vorfällen hilft, den größeren Rahmen für eine Bearbeitung des Themas herzustellen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Kinder sexuelle Verhaltensweisen oder Themen aufgreifen, um andere Bedürfnisse (z. B. nach Geltung) zu befriedigen.
Beispiel:
Die Verknüpfung von Sexualität mit den Themengebieten Beziehung, Partnerschaft und Liebe hilft angemessene Orientierungen zu vermitteln. Dadurch kann ein Gefühl entstehen für den Kontext, in den Sexualität einzuordnen ist und dass sexuelle Gewalt mit Beziehung/Partnerschaft/Liebe unvereinbar ist. Auch wenn das Thema Zeugungsfähigkeit in der Schule behandelt wird, kann bei den Heranwachsenden verantwortungsvolles Handeln im Bereich Sexualität gefördert werden.