Kinder und Jugendliche mit Behinderung

Eine besondere Risikogruppe stellen behinderte Kinder und Jugendliche dar. Diese sind  aufgrund ihrer größeren Abhängig- und Hilfsbedürftigkeit besonders gefährdet, Opfer von sexueller Gewalt zu werden. Heranwachsende mit körperlichen Handicaps können sich häufig gegen tätliche Grenzverletzungen nicht wehren. Sie sind z.B. in Pflegesituationen mit alltäglichen Berührungen konfrontiert, die ihre Schamgrenze überschreiten und Intimsphäre verletzen ohne dass dies von den Erwachsenen wahrgenommen oder reflektiert wird. Pflegesituationen und körperliche Hilflosigkeit können darüber hinaus für sexuelle Übergriffe gezielt ausgenutzt werden. Oft  kalkulieren die Täter auch die eingeschränkten Möglichkeiten sich mitzuteilen bei Heranwachsenden mit geistigen Behinderungen gezielt mit ein. Diese sind aufgrund eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeiten und verminderter intellektueller Potentiale häufig nicht in der Lage sexuelle Gewalterfahrungen zu erkennen bzw. einzuordnen. Deshalb teilen sie selbst massive Gewalterfahrungen häufig nicht mit.

Das Thema sexualisierte Gewalt an behinderten Kindern und Jugendlichen ist nach wie vor ein großes Tabu. Auch gibt es zu diesem Bereich nur wenig Literatur und wissenschaftliche Erkenntnisse.

Die Mehrzahl der angewandten Druckmittel mit denen behinderte wie auch nichtbehinderte Opfer sexueller Gewalt von den Tätern zum Stillhalten und Schweigen gebracht werden sind: emotionale Zuwendung, Geld, Geschenke, die Vorgabe falscher sexueller Normen sowie massive Drohungen und Erpressungen. Führen diese Methoden den Täter nicht zum Ziel oder fängt das Opfer an massiveren Widerstand zu leisten, kommt es zu offener Gewaltanwendung.

Literaturempfehlung:

Wildwasser Freiburg e.V., Gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen mit Körperbehinderung. Ein Handbuch für Prävention und Beratung (2002)