Die vorrangige Aufgabe einer Lehrkraft ist es nicht, zu beweisen, dass tatsächlich sexuelle Gewalt ausgeübt wurde, sondern für das Thema offen zu sein und dem Kind zu signalisieren, dass es ihr vertrauen kann.
Sie bemerken Auffälligkeiten wie z.B. Sozialen Rückzug, Enthemmung, Somatisierung, einen Geheimnisdruck (siehe hierzu auch Grundlegendes/Symptome und Signale):
- Nehmen Sie sich Zeit die eigenen Impulse und Emotionen zu ordnen.
- Bleiben Sie möglichst ruhig und besonnen.
- Beginnen Sie mit der Dokumentation (……)
- Signalisieren Sie, dass das Kind Ihnen vertrauen kann.
- Nutzen Sie die Möglichkeit Themen wie „Gute und schlechte Geheimnisse“ oder „Mein Körper gehört mir!“ im Unterricht zu behandeln – schaffen Sie eine gemeinsame Sprache, um dem Kind eine sprachliche Brücke zu bauen.
- Erfragen Sie beim Kind soziale Bezugspersonen und das Verhältnis des Kindes zu diesen.
- Erfragen Sie das Freizeitverhalten des Kindes.
- Gehen Sie dabei behutsam und scheinbar zufällig vor.
- Besprechen Sie Ihre Beobachtungen mit einem Kollegen, einer Kollegin, die das Kind ebenfalls unterrichtet.
- Besprechen Sie Ihre Beobachtungen dann mit den Eltern, ohne den Verdacht auf eine sexuelle Gewalterfahrung zu äußern.
- Besprechen Sie Ihre Beobachtungen und Eindrücke mit einer Fachperson.
Die Hoffnung, dass Kinder nach Übergriffen schon bald über das Geschehen berichten, bewahrheitet sich i. d. R. zunächst nicht. In dieser Pha¬se gilt es Geduld zu bewahren und die Vertrauensbasis zum Kind oder Jugendlichen zu stärken. Sie sollten dabei der eigenen Wahrnehmung trauen und gefühlsmäßig aufmerksam auf Zwischentöne reagieren. Nicht alle Betroffenen sind "nette" Kinder oder Jugendliche. Auch schwierige Schüler und Schülerinnen können betroffen sein. Nicht jede Lehrkraft hat zu jedem Kind einen gleich guten Kontakt, aber sie kann eine Vertrauensperson im Kollegium oder bei einer Fachstelle einschalten.